Sportschutz

Anhalt für die Sportschutzausbildung am Beispiel eines Schäferhundes

1. Warum Schutzdienst ?Der Schäferhund ist ein leistungsfähiger Arbeitshund. Er kann aufgrund seiner Triebqualitäten und seiner Konstitution vom Menschen für verschiedene Aufgaben ausgebildet und genutzt werden. Der Schäferhund ist ein Wert an sich. Ihn und seine genetischen Ressourcen zu erhalten gehört zur Pflege des Kulturgutes.

Besonders die Schutzhundarbeit mit ihren drei Disziplinen Fährte, Unterordnung und Schutzdienst ist hervorragend geeignet, um durch Ausbildung, Sichtung, Selektion und Zucht einen Hundetyp zu erhalten, der alle Eigenschaften eines Gebrauchshundes hat. Hunde also, die Sozialverhalten, Intelligenz, Nervenstärke und entsprechende Triebveranlagung haben, um im Sport, aber auch als Diensthund Verwendung zu finden.

Somit gibt es also neben dem eigenen, persönlichen Spaß an der Beschäftigung mit dem Hund und der Fortsetzung der jahrtausendealten Symbiose Mensch/Hund auch eine für die Allgemeinheit nützliche Bedeutung der Schutzhundprüfung.

Die Fährtenarbeit, bei der ein Hund der Spur einer Person folgen muss, prüft die Leistungsfähigkeit des Geruchsorgans und auch die Konzentrationsfähigkeit des Hundes.

In der Unterordnung müssen Hund und Hundeführer Harmonie und Teamgeist unter Beweis stellen. Vom Hund werden hier Lernvermögen, Intelligenz, Konzentrationsfähigkeit, aber auch Sozialverhalten gefordert.

Bis hierhin werden Sie sicherlich der Schutzhundarbeit sehr viel Positives abgewinnen können. Nun gibt es da noch die dritte Disziplin, den so genannten Schutzdienst. Hier beißt der Hund einen Menschen. Dieses müsste, werden Sie wahrscheinlich jetzt denken, doch sofort verboten werden. Ein Hund gebraucht anscheinend seine Zähne gegen seinen  Sozialkumpan, also ist er aggressiv! Muss er nun eingeschläfert und der Halter bestraft werden?

Stellen und Verbellen

Bitte betrachten Sie zunächst den Körperbau eines Hundes einmal bewusst. Zur Fortbewegung hat ein Hund vier Beine, das ist klar. Ebenso klar ist aber auch, dass ein Hund keine Hände und Arme hat – die Werkzeuge der Primaten, also auch des Menschen. Der Hund hat als Werkzeug im Wesentlichen nur seinen Fang und seine Zähne zur Verfügung. Mit ihnen durchtrennt er die Nabelschnur seiner Nachkommen, pflegt und hegt sie, transportiert Futter zu ihnen, ja trägt sie fort, wenn Gefahr droht. Mit den Zähnen fängt und tötet er seine Beute, verteidigt sich und seine Nachkommen gegen Feinde.

Wenn wir also ein Urteil über einen Hund, der seine Zähne gebraucht, fällen wollen, so müssen wir unbedingt versuchen zu verstehen, was vorher und währenddessen in seinem Kopf vor sich geht. Die Mehrzahl aller Verhaltensweisen des Hundes, aber auch des Menschen, lässt sich den vier großen Motivationen zuordnen, die den klassischen Trieben entsprechen. Dies sind:

Nahrungsaufnahme, Fortpflanzung, Angriff, Flucht.

Im Schutzhundbereich haben sich andere Begriffe etabliert:

Nahrungsaufnahme (auch die Jagd) = Beuteverhalten
Angriff = Aggressionsverhalten
Flucht = Meideverhalten

Verhaltensweisen der Fortpflanzung werden nicht genutzt.

Jeder dieser vier verschiedenen Motivationsbereiche hat spezifische Auslösereize, Verhaltensweisen und Triebziele. Diese werden im Schutzdienst – vom Fortpflanzungstrieb abgesehen – gezielt angesprochen, gesteuert und befriedigt.

Der spezifische Reiz für Beuteverhalten – denken Sie bitte an ein flüchtendes Kaninchen – ist eine Bewegung weg vom Hund. Ob das Beuteobjekt ein Kaninchen, ein Ball, ein Stock, der vom Hund apportiert wird, oder der so genannte Schutzdienstärmel ist, macht für den Hund letztendlich keinen Unterschied. Ein flüchtendes Objekt wird verfolgt. Das ist im Verhaltensrepertoire des Hundes so vorprogrammiert. Dieses Verhalten zu zeigen und zu trainieren gehört zum natürlichen Verhalten des Hundes. Kann er es nicht üben und ausleben, fehlt ein wesentlicher Teil artgerechter Haltung.

Diese Erkenntnis führt in bei unseren Hunden zwangsläufig zu bestimmten Trainingsmethoden. Für den Schutzhund ist der Ärmel seine Beute, sein Spielzeug, das ihm vom Schutzdiensthelfer regelmäßig überlassen wird und das er am Ende des Trainings vom Übungsplatz tragen darf.

Angriff aus der Bewegung

Nun könnte man natürlich auf die Idee kommen, dass diese Arbeit über den Beutetrieb gefährlich ist, weil der Hund lernt, sich bewegende Objekte zu verfolgen. Das könnte ja z. B. auch ein Jogger oder ein weglaufendes Kind sein, befürchten viele Laien.

Diese Befürchtung ist aber, wie die Praxis zeigt, unbegründet. Denn es treten beim Schutzdiensttraining sehr spezifische verhaltensauslösende Reize auf, die es in dieser Form in keiner anderen Situation gibt. Speziell bei dem Beuteobjekt „Schutzdienstarm“ handelt es sich um eine Attrappe, die im Alltagsgeschehen nicht vorkommt. Ein damit trainierter, wesensfester Hund würde daher niemals zubeißen, wenn etwa ein Kind wegläuft oder seine Arme vor Freude hochwirft.

Hinzu kommt, dass eine Förderung und Nutzung des Beuteverhaltens die natürliche Beißhemmung des Hundes nicht außer Kraft setzt. Der gut sozialisierte Hund verletzt einen Artgenossen nämlich normalerweise sogar während ernsthafter Auseinandersetzungen nicht. Übrigens nutzen z. B auch die Führer von Rettungshunden oder auch Polizisten mit ihren Rauschgiftspürhunden den Beutetrieb – viele sagen auch Spieltrieb – des Hundes für ihre Arbeit. Der Rauschgiftspürhund z. B. sucht sein Beuteobjekt, welches im Training immer mit einem Rauschgift gefüllt wird und so nach der Droge riecht, und wird, wenn er es aufgespürt hat, mit Futter oder einem Spiel belohnt.

Nun stellen sich dem Hund während einer Schutzhundprüfung auch Widerstände entgegen. Das Verfolgen und Festhalten des Schutzdienstärmels ist eine Beutehandlung. Dies wird ja – wie wir schon festgestellt haben – mit einem Junghund auch so trainiert. In einer Schutzhundprüfung wird dem Hund der Ärmel aber nicht überlassen – er muss ihn loslassen. Ein vollkommen normaler biologischer Ablauf ist, dass der Hund auf diese Frustration bzw. Konfliktsituation mit aggressivem Verhalten reagiert. Bei einem Menschen würden wir sagen: Er ärgert sich, ist gefrustet, wird sauer.

Ziel biologisch sinnvoller Aggression ist es nun aber keineswegs, einen Gegner oder Konkurrenten – in diesem Fall den Helfer mit dem Schutzärmel – zu verletzen oder gar zu töten. Jedem Lebewesen steht ein ganzes Repertoire ererbter Verhaltensweisen zur Verfügung, das aggressive Auseinandersetzung so regelt, dass Beschädigungen der Kontrahenten möglichst vermieden werden. So hat der Schwächere die Möglichkeit der Defensive und Flucht. Dem Unterlegenen bietet sich die Möglichkeit des Beschwichtigungsverhaltens und der Unterwerfung, die, jedem Hundebesitzer bekannt, bei intaktem Instinktverhalten sofortige Beißhemmung beim Überlegenen auslöst.

Verhinderung eines Fluchtversuches

Flucht wirksam vereitelt

Vor allem lehren uns aber die ritualisierten Zweikämpfe zwischen vergleichbar starken Konkurrenten, dass es offenbar in der Evolution – sinnvollerweise – einen hohen Selektionsdruck auf Entwicklungen gegeben hat, welche die Beschädigungskämpfe verhindern:

Der Sieger wird durch Drohgebärden, Imponiergehabe und, wenn es wirklich dazu kommt, nach strengen Kampfregeln ermittelt.

Auch beim Schutzhund lassen sich Drohgebärden und Imponiergehabe beobachten:

Das Verbellen des Helfers ist z. B. streng reglementiertes Aggressionsverhalten. Der gesamte Schutzdienst ist letztlich nichts anderes als ein ritualisierter Kampf zwischen Hund und Schutzdiensthelfer um den Ärmel.

Stellen und Verbellen

Die kulturelle Evolution des Menschen hat hier die biologische kopiert – in Form ritualisierter Kampfsportarten verschiedenster Art. Die Erfahrung zeigt übrigens, dass gerade solche Menschen, die in ihrer Freizeit einen besonders aggressionsbetonten „Zweikampfsport“ ausüben (z. B. Boxen und Karate, aber auch Tennis!), ihre aggressiven Energien in „Alltagssituationen“ nicht nur besonders gut kontrollieren können, sondern darüber hinaus auch durch ein vergleichsweise friedfertiges Verhalten auffallen. In der kontrollierten Schutzhundausbildung kann man exakt die gleichen Phänomene beobachten.

Eine Ausbildung zum Schutzhund stellt aber noch weitere Anforderungen an das Tier. Es verbleibt nämlich aus den Motivationssystemen noch der dritte Triebbereich: das Meideverhalten. In Verlauf einer Schutzdienstprüfung muss der Hundeführer an seinen verbellenden Hund herantreten und ihn mit einem einzigen Hörzeichen dazu bringen, vom Aggressionsverhalten ins Meideverhalten zu wechseln. Der – aus dem Hundesportlerjargon stammende – Begriff Meideverhalten ist der klassischen Motivation Flucht zuzuordnen. Der Hundesportler meint damit allerdings nicht, dass der Hund sprichwörtlich flüchtet. Mit Meideverhalten meint er, dass der Hund ein – für ihn angenehmes – Verhalten unterlässt. In diesem Fall wird vom Hund verlangt, dass er aus dem sehr lustvollen Aggressions- in ein weniger lustbetontes Unterordnungsverhalten wechselt. Er gehorcht – auch in dieser Konfliktsituation.
Zusammenfassend kann man also über die Ausbildung eines Schutzhundes sagen, dass die überwiegende Zeit unseres Trainings darauf verwandt wird, dem Hund die Wechsel zwischen den Motivationen zu lehren. Die Schutzhundprüfung lässt zwar auch erkennen, ob die Triebbereiche Beute- und Aggressionsverhalten ausreichend vorhanden sind. In erster Linie werden aber Gehorsam und die Nervenstärke bzw. Selbstbeherrschung des Hundes in Belastungssituationen überprüft.

Das ist der auch der Grund, weshalb ausgebildete Schutzhunde nicht durch Beißunfälle auffällig werden. Unkontrollierbare Hunde haben bei einer Schutzhundprüfung keine Chance. Sie können nicht in der Zucht eingesetzt werden!

Nachkommen von Hunden, die eine Schutzhundprüfung erfolgreich absolviert haben, lassen sich vielfältig einsetzen – sind eben echte Gebrauchshunde. Sie kann man zu Rettungshunden, Drogenspürhunden, Leichenspürhunden oder Diensthunden zum Wohle des Menschen erfolgreich ausbilden und verwenden.

Übrigens: Der Name „Schutzhund“ ist ein Überbleibsel aus den Anfängen der organisierten Hundeausbildung, von vor rund 100 Jahren. Heutzutage wird kein Hund von Zivilpersonen zum „Schutzhund“ im wahrsten Sinne des Wortes ausgebildet.

Eine der Schutzhundprüfung vorgeschaltete, sogenannte Begleithundprüfung stellt sicher, dass nur solche Hunde eine Schutzhundausbildung beginnen können, die normales Sozialverhalten, Nervenstärke sowie Gehorsam bewiesen haben. Die Begleithundprüfung besteht aus einem reinen Unterordnungsteil und einer Verkehrssicherheitsprüfung, bei der sich der Hund gegenüber Autos, Radfahrern und Joggern neutral verhalten muss.

Damit unsere Schäferhunde aber eine Chance haben, Begleithund- und Schutzhundprüfung zu bestehen, beginnt die Arbeit der Hundesportler mit planvoller Zucht und verantwortungsvoller Sozialisierung der Welpen und Jungtiere, unter fachgerechter Anleitung.

3. Die Aufbau-Grundlagen im Schutzdienst

Der Schutzdienst des Schutzhundes beginnt praktisch mit dem „Beutefang- und Festhalte-Spiel“ und dem Erlernen der richtigen „Reaktion auf Belastung“ in der Prägungsphase.

Werden diese vorbereitenden Kampfhandlungen dem Welpen nicht in diesem Entwicklungsabschnitt gelehrt, dann sind sie nach dem Erwerb des Welpen vom Hundeführer sofort nachzuholen. Denn hierbei ist der Prägungsvorgang von entscheidender Bedeutung und nicht der Lernvorgang. Die eingeprägten Voraussetzungen für eine wahre Schutzdienstleistung werden ergänzt durch das „Beutefang- und Bring-Spiel“ in der Sozialisierungsphase und das „Verbellspiel“ in der Rangordnungsphase des Welpen. Damit besitzt der angehende  Schutzhund eine sichere Grundverknüpfung für alle Lernelemente des Schutzdienstes.

  • 3.1 Das Aufbau-PrinzipDas Erlernen der Kampftechnik und der Führigkeit im Schutzdienst erfolgt beim Schutzhund ebenso über den Beutetrieb wie beim Sporthund. Denn diese Triebart gehört zu den trainierbaren Trieben und unterstützt am besten das Lernen des Schutzhundes im Schutzdienst.Jedoch wird in dieser Lernphase nicht nur der Beutetrieb ausgelöst, sondern gleichzeitig die natürliche Aggression des Schutzhundes.

    Die Folge dieser Kopplung von Aggression und Beutetrieb ist, dass

    a)      das Beutspiel zur Beutearbeit wird

    b)      die Beutearbeit die notwendige Ernsthaftigkeit erhält

    c)      die Ernsthaftigkeit die spätere Nutzung des Schutztriebes vorbereitet.

    Das Arbeitsziel besteht primär in der Sensibilisierung der natürlichen Aggression und nicht in der Förderung des Beutetriebes.

    Diese Zielsetzung ist von entscheidender Bedeutung für die Arbeitsweise des Helfers. Denn die Beutearbeit bedingt immer einen bestimmten Belastungsgrad zur Aktivierung der Aggression.

    Jedoch ist andererseits unbedingt darauf zu achten, dass

    1.)    die Stärke der Aggression des jeweiligen Grad des Beutetriebes nicht neutralisiert oder unterdrückt. Die natürliche Aggression soll nur unterstützend wirken, aber den Schutzhund in seiner Entwicklung nicht hemmen oder in die falsche Richtung leiten.

    2.)    die Auslösung der Aggression in Verbindung mit dem Beutetrieb nur solange erfolgt, bis der Schutzhund den Lernstoff sicher beherrscht oder von sich aus die direkte Auseinandersetzung mit dem Helfer sucht. Die natürliche Aggression soll sich durch unnötige Aktivierung nicht zur Beute-Aggression entwickeln, sondern sich mit dem Sozialtrieb verbinden. Denn der Schutzhund benötigt für seine spätere Aufgabe die Sozial-Aggression und nicht die Beute-Aggression.

    Da diese Triebregulierung ausschließlich dem Helfer obliegt, ist an dem Ergebnis auch die Qualität des Helfers zu erkennen.

    Die logische Konsequenz aus diesen Tatsachen ist, dass

  • jede auf den Schutzarm bezogene Arbeitsweise die Beute-Aggression fördert      und in  erster Linie einen Sporthund schafft.
  • Jede auf den Helfer bezogene Arbeitsweise die Sozial-Aggression fördert und in erster Linie den echten, führigen Schutzhund formt.
  • 3.2 Die Aufbau-Umwelt

    Der bevorzugte Ausbildungsort für Schutzhunde ist allgemein der Vereins-Übungsplatz. Dieser begrenzte Arbeitsbereich ist für die Ausbildung des reinen Sporthundes in der Regel ausreichend, jedoch nicht für den echten Schutzhund. Denn dieser Schutzhundtyp benötigt für seine spätere Aufgabe eine umweltorientierte Ausbildung. Diese Tatsache bedeutet, dass der Schutzhund im Wesentlichen außerhalb des regulären Übungsgeländes ausgebildet wird. Dabei werden in der „Grundausbildung“ zwar auch alle Elemente des Schutzdienstes gelehrt, jedoch unter den verschiedenen Umweltbedingungen.Die Vorteile dieser realitätsbezogenen Aufbauarbeit sind unter anderem, dass
  • das Aggressionsverhalten, die Triebanlagen, die innere Sicherheit, die Widerstandskraft und die Führigkeit des Schutzhundes optimal ausgebaut werden.
  • die Arbeitsfreude, die Auffassungsgabe, die Aufmerksamkeit, das Konzentrationsvermögen, die Motivation usw. des Schutzhundes bestens gefördert werden.
  • die Aggression des Schutzhundes anfangs durch die Umweltbelastungen ausgelöst wird und der Helfer diese nur richtig zu kanalisieren braucht.
  • das Training nicht obligatorisch regelmäßig stattfindet, sondern intervallartig je nach Bedarf. Dabei ist die Qualität der Arbeit wichtiger als die Quantität. Denn dem Schutzhund soll kein bestimmtes Verhaltensschema angewöhnt werden, sondern situationsgerechte Reaktionen.
  • der Schutzhund die notwendigen Einwirkungen des Hundeführers nicht mit dem Übungsplatz, dem Arbeitsschema usw. verbindet. Dadurch wird der Übungsplatz zu einem zwanglosen Vorführ-Ort.
  • der Hundeführer seine Arbeits- und Führweise ständig auf die neuen Umweltbedingungen abstimmen muss, z.B. Anpassung seiner Hör- und Sichtzeichen an die jeweiligen Gegebenheiten, effizienten Einsatz des Schutzhundes im Gelände usw. Damit entsteht auch kein Abstumpfungseffekt beim Hundeführer.
    Der größte Gewinn für Führer und Schutzhund aber besteht darin, dass sich durch diese intensive Zusammenarbeit ein Mensch-Hund-Team entwickelt, in dem sich einer auf den anderen bedingungslos verlassen kann. Diese aus der Erfahrung resultierende Gewissheit bewirkt aber nicht nur ein harmonisches Mensch-Hund-Verhältnis, sondern z.B. auch:
  • starke Eigenmotivation des Schutzhundes durch die ständige anregende Aktivität.
  • große Sicherheit in außergewöhnlichen Stresssituationen wie Schutzhundprüfungen usw.
  • hohe Prüfungsergebnisse durch Gleichmut gegenüber äußeren Reizen oder Schwierigkeiten.
  • willige Lernbarkeit ohne marionettenhafte Reaktionen oder Unterwürfigkeit.
  • bestes hundliches Sozial- und Schutzverhalten in allen Situationen.
  • Sehr gute körperliche und seelische Gesundheit durch innere Ausgeglichenheit.

3.3 Die Aufbau-Kernpunkte

Der optimale Aufbau des Schutzhundes bedingt eine konsequente art- und wesensgerechte Arbeits- und Führweise des Hundeführers.

Die Forderung kann nur in der autoritären Struktur des Mensch-Hund-Rudels erfüllt werden, niemals im freundschaftlichen, tyrannischen, süchtigen usw. Umgang mit dem Schutzhund.

Die drei wichtigsten Grundlagen dieser wahren Mensch-Hund-Beziehung sind:

1.)    Der Hundeführer ist eine echte Autorität im Sinne eines anerkannten, vorbildhaften Rudelführers.

2.)    Der Hundeführer formt den Schutzhund mit ehrlicher Liebe und Disziplin gezielt zu einem verlässlichen Gehilfen nach lern- und tierpsychologischen Gesichtspunkten.

3.)    Der Hundeführer lebt mit dem Schutzhund in einer Wohngemeinschaft und nutzt den hundlichen Arterhaltungstrieb. Denn der echte Schutzhund bedarf zur Entfaltung seiner Anlagen der Meutegemeinschaft.

Die für den optimalen Aufbau des Schutzhundes unbedingt zu beachtende Kernpunkte dieser zwischenartigen Rudelstruktur sind:

4. Der Gehorsam

Der wichtigste Kernpunkt für die erfolgreiche Formung und Führung des Schutzhundes ist der willige Gehorsam.

Dieser positive Gehorsam wird erreicht durch eine klare und disziplinierte Behandlung des Schutzhundes nach lern- und tierpsychologischen Gesichtspunkten von Anfang an. Dabei ist die Qualität der inneren Sicherheit des Schutzhundes und der Autorität des Hundeführers von entscheidender Bedeutung für die Willigkeit. Den willigen Gehorsam lernt der Schutzhund vor allem durch gezielte Anforderungen im Privatbereich, die der Hundeführer von Anfang an mit absoluter Konsequenz durchsetzt.

Dabei sind Ruhe und Geduld die wichtigsten Führerqualitäten, weil ansonsten der unwillige Schutzhund entsteht.

Die Anforderungen selbst sind der jeweiligen Entwicklungsphase des Schutzhundes anzupassen. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad zu wählen, den der Schutzhund

  • anlagemäßig schaffen kann.
  • nur mit Anstrengung bezwingen kann.
  • erfolgreich bewältigen muss.

Diese Anforderungen sind für den Lernfortschritt des Schutzhundes sehr wichtig, weil

  • analog der Lust-Unlust-Ökonomie ein Erfolg umso positiver wirkt, je größer davor die Anstrengung ist.
  • Dadurch die Überwindung von Schwierigkeiten zu einer Normalität des Lebens wird.

5. Die Arbeitsmoral

Der sehr eng mit dem willigen Gehorsam verbundene Kernpunkt ist die Arbeitsmoral des Schutzhundes.

Dieses „innere Gebot“ zur Durchführung einer bestimmten Tätigkeit ist diesem Schutzhundtyp gezielt über den Arterhaltungstrieb zu lehren und nicht über den Selbsterhaltungstrieb mittels Futter oder Beuteobjekt. Denn für den Schutzhund sollte der Rudelerhalt wie in der Natur wichtiger sein als der Selbsterhalt.

Dieses „Moralprinzip“ verinnerlicht der Schutzhund am besten, wenn er von Anfang an lernt, sich in allen ernstbezogenen Situationen zu behaupten. Durch die Kopplung an den Gehorsam lernt der Schutzhund gleichzeitig auch unter ernsthaften Bedingungen in jeder Hinsicht gehorsam, korrekt und zuverlässig zu arbeiten. Somit sind die Ernsthaftigkeit, das Durchsetzungsvermögen und der Gehorsam die Träger dieser im Grunde natürlichen Arbeitsmoral.

Die Folge dieses Lernschrittes ist, dass der Schutzhund nicht nur auf Anweisung willig arbeiten darf, sondern auch willig tätig sein muss – unabhängig von seiner momentanen Gesamtverfassung.

Der wahre Wert dieser aus dem hundlichen Sozialleben resultierenden Arbeitsmoral zeigt sich am deutlichsten in der Kampfsituation, so die Arbeitsmoral zur Kampfmoral wird. Denn dieses bedingungslose „Kämpfen-Müssen“ schließt das Versagen von vornherein aus.

6. Die Beißtechnik

Der wichtigste Kernpunkt für das optimale Kampfverhalten des Schutzhundes ist die richtige Beißtechnik. Denn der Schutzhund soll seine Zähne in jeder Hinsicht richtig einsetzten. Dabei ist der ruhige, volle und feste Anbiss und Griff von entscheidender Bedeutung. Die natürliche Voraussetzung für den wahren Anbiss und Griff ist der angeborene Grunddruck der Kiefer des Schutzhundes. Diese Kraft kann von Natur aus stark, mittel oder schwach sein. Der beste Erbfaktor für die erwünschte Beißtechnik ist der gleichmäßig harte Anbiss und Griff. Die praktische Grundlage für den ruhigen, vollen und festen Anbiss und Griff bilden die Spielerfahrungen beim „Beutefang- und Festhalte-Spiel“. Denn die Funktion des Spielens besteht in erster Linie darin, die späteren Verhaltensweisen des Schutzhundes vorzubereiten und zu vervollkommnen.

Die primären Regulatoren der Beißtechnik sind der Beutetrieb, die Aggression und die innere Sicherheit des Schutzhundes. Dabei bestimmt das Mischungsverhältnis aus diesen drei Komponenten die Anbiss- und Griffart des Schutzhundes. Die hauptsächlichen Gestalter des ruhigen, vollen und festen hundlichen Anbiss und Griffs sind der Züchter und der Helfer. Denn ihre Ernsthaftigkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein bestimmen letztendlich die Qualität der Beißtechnik des Schutzhundes nach dem Motto:

Erbanlagen + Prägung + Lehrart = Beißqualität

7. Die Angriffstechnik

Der sehr eng mit der richtigen Beißtechnik verbundene Kernpunkt ist die richtige Angriffstechnik des Schutzhundes. Dabei bestehen das Hauptziel beim Training des Angriffs darin, dass der Schutzhund lernt, stets den Helfer anzuvisieren und niemals das Beuteobjekt „Schutzarm“. Denn die auf dem Arterhaltungstrieb basierende Sozialaggression bedingt einen Rivalen oder Gegner als Angriffsziel.

Diese Tatsache bedeutet im Umkehrschluss, dass beim Schutzhund so lange der Beutetrieb oder die Beuteaggression dominiert, wie er das Beuteobjekt bevorzugt.
Die notwendige Voraussetzung für den richtigen Anschluss des Angriffs ist die richtige Beiß- und Sprungtechnik. Dabei hängt die Qualität des Sprungverhaltens ausschließlich von der Qualität des Helfers ab. Das beste Ergebnis wird erreicht, wenn dem Schutzhund von Anfang an das Beuteobjekt von oben kommend so angeboten wird, dass er es springend erkämpfen muss. Denn dieser Arbeitsstiel fördert nicht nur die Sprungtechnik des Schutzhundes, sondern stärkt gleichzeitig den Anbiss und den Griff des Schutzhundes.
8.Das Kampf Training

8.1 Der Anbiss und Griff

Phase 1:

  1. Der Hundeführer stellt sich mit seinem Junghund in die Mitte einer freien Fläche oder des Übungsplatzes und ermuntert ihn aufzupassen. Dabei hält er mit der linken Hand den Schutzhund im Halsband und mit der rechten Hand die kurze Leine fest. Der Helfer ist während dieser Aktion des Hundeführers nicht sichtbar.
  2. Der Helfer macht den Junghund nach kurzer Zeit durch Geräusche oder Sichtzeichen geschickt auf sich aufmerksam. Dabei hat der Hundeführer den Junghund weiter zu stimulieren und das Halsband sofort loszulassen, wenn der Schutzhund nach vorn in den Trieb geht.
  3. Der Helfer tritt fluchtartig hinter der Sichtdeckung hervor und nähert sich zögernd dem Mensch-Hund-Gespann, sobald der Junghund sich auf das Versteck konzentriert. Dabei reizt er zuerst den Beutetrieb des Schutzhundes, indem er das Beuteobjekt „Armschutz“ in ständiger, sichtbarer zappelnder Bewegung hält.
  4. Der Helfer zeigt sofort Meideverhalten und Fluchtreaktion, wenn der Junghund das Näherkommen mit gezieltem Bellen und vorwärtsziehen an der Leine beantwortet. Dann beginnt der Helfer, immer enger werdende Annäherungskreise zu ziehen und den Junghund immer stärker zu reizen. Dabei bleibt das Beuteobjekt stets dem Schutzhund zugewandt.

5. Der Hundeführer unterstützt dabei alle positiven Reaktionen des Junghundes auf die Helferreaktionen, jedoch im umgekehrten Verhältnis zum Triebanstieg. Also: Je stärker der Trieb, desto geringer die Hilfe des Hundeführers. Dabei hat der Hundeführer weder dem Leinenzug in Richtung Helfer nachzugeben noch seine Position zu verändern. Gleichzeitig hat er alle seine Maßnahmen den Aktionen des Junghundes anzupassen.

6. Der Helfer bewegt nach Ankunft beim Junghund das Beuteobjekt so, dass dieser gezielt beißen kann. Dabei sollte der Helfer unbedingt darauf achten, dass er

a) Die Schutzarm-Manschette oder den Schutzarm von oben nach unten in Brusthöhe führt und nicht von unten nach oben.

b) das Beuteobjekt in dieser Hochlage lässt und nicht dem anspringendem Junghund entgegenkommt.

c) den Körper oder Oberkörper im Augenblick des Anbisses frontal zum Junghund dreht und nicht das Beuteobjekt seitlich hält.

d) dem Junghund die Mitte der Schutzarm-Manschette oder des Schutzarmes zum Beißen anbietet und nicht den unteren oder oberen Teil.

e) die Anbissfläche des Armschutzes schräg zum anspringenden Junghund hält und nicht nach oben oder unten verdreht.

f) das Gesicht des Junghundes genau vor seinem Gesicht hat und Augenkontakt herstellt.

7. Der Helfer lässt sich anfangs sofort den Armschutz entreißen, wenn der Junghund einen ruhigen, vollen und festen Anbiss zeigt. Dabei hat der Helfer die Beute nicht mitsamt dem Junghund wegzustoßen, sondern wirklich zu verlieren.

8. Der Helfer tritt sofort nach dem Verlust des Beuteobjekts beeindruckt einige Schritte zurück und bleibt ruhig stehen. Dann richtet er seine weiteren Aktionen konsequent nach dem Verhalten des Junghundes.

Phase 2:

9) Die erwünschte Grundreaktion des Schutzhundes ist die Helferorientierung wie folgt:

a) der Junghund beobachtet nach Erhalt der Beute aufmerksam den Helfer.

b) der Hundeführer bestätigt dosiert das Verhalten des Junghundes.

c) der Helfer bedroht den Junghund mit steigender Intensität, bis dieser den Armschutz auslässt und Angriffsverhalten zeigt. Dabei unterstützt ihn der Hundeführer mit dem aggressionsauslösenden Reizwort.

Dieses Angriffsverhalten des Schutzhundes bestätigt der Helfer sofort durch Flucht und der Hundeführer durch Lob, Nachgeben der Leine und Wegtreten des Beuteobjekts oder Wechsel des Standorts.

10) Die unerwünschte Grundreaktion des Schutzhundes ist die Beuteorientierung wie folgt:

a) der Junghund verliert nach dem Erhalt der Beute das Interesse am Helfer.

b) der Hundeführer korrigiert angemessen das Verhalten des Junghundes in Richtung Helfer.

c) der Helfer greift den Junghund sofort an und macht ihm die Beute so lange mit steigender Intensität streitig, bis dieser den Armschutz auslässt und Abwehrverhalten zeigt.

Dieses Verhalten bestätigt der Helfer anfangs sofort durch Flucht und der Hundeführer durch Lob, Nachgeben der Leine und wegtreten des Beuteobjekts oder Wechsel des Standorts. Später bestätigen Helfer und Hundeführer den Junghund nur wie beschrieben, wenn dieser eindeutiges Angriffsverhalten zeigt.

11) Der Helfer wird sofort nach dem „Wegkicken“ der Beute oder des Standortwechsels wieder aktiv und beginnt erneut mit der Reizgestaltung. Dann wird die Anbissübung ca. 1-2-mal wiederholt, wobei die Anbissart des Junghundes das Ende bestimmt, nicht die Vorstellung des Helfers oder Hundeführers.

12) Der Helfer überlässt dem Junghund sofort das Beuteobjekt und flüchtet hinter eine Deckung, wenn der Junghund einen optimalen Anbiss zeigt und beibehält. Dann verlässt der Hundeführer mit dem Junghund den „Kampfplatz“, wobei der Schutzhund anfangs die Beute als Belohnung wegtragen kann, nicht muss.

13) Der Hundeführer sollte beim „Rückzug“ mit dem Schutzhund unbedingt darauf achten, dass:
– der Helfer wirklich außer Sicht ist.
– Führer und Hund nebeneinander gehen, nicht hintereinander.
– der Schutzhund das Beuteobjekt mit erhobenem Kopf trägt.
– jede hundliche Widerstandsart gegen das Weggehen sofort durch kurze Leinenrucks unterbunden wird.
– das Beute-Tragen eine Ausnahme und besondere Belohnung bleibt.

14) Die Anbissübung ist mit einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei Tagen so lange zu wiederholen, bis der Junghund diesen Teil der Beißtechnik sicher beherrscht. Dabei ist mit zunehmender Sicherheit systematisch die Griffübung in die Beutearbeit einzubeziehen.

15) Der Helfer sollte die Konditionierung des Junghundes von dem Beutetrieb auf den Sozialtrieb schrittweise vollziehen. Dabei sollte der Helfer stets als Verlierer auftreten und sich von den helferbezogenen Aktionen des Junghundes beeindrucken, zurückdrängen usw. lassen.

16) Der Helfer erreicht das Ziel „ruhiger, voller und fester Anbiss und Griff“ vor allem dadurch, dass er:
– den Beutetrieb, den Sozialtrieb und die Aggression des Schutzhundes optimal auslöst und mischt.
– den Schutzhund nur und sofort beim richtigen Anbiss bestätigt.
– den Kampf um die Beute erst dann beginnt, wenn der Schutzhund richtig zugepackt hat.
– die Auseinandersetzung mit dem Schutzhund stets dann beendet, wenn dieser sein Bestes gibt.

2. Der Angriff

Phase 1:

1) Der Hundeführer stellt sich mit seinem angeleinten Junghund mitten auf die freie Fläche oder auf den Übungsplatz und bereitet ihn auf den Kampf mit dem Helfer vor. Dabei hält er das Ende der ausgerollten Führleine in der rechten Hand, während die linke Hand den Junghund anfangs auf halber Lendendistanz und später im Halsband festhält.

2) Der bisher für den Junghund nicht sichtbare Helfer tritt aus seinem Versteck hervor und nähert sich dem Mensch-Hund-Gespann in zögernder Gangart. Dabei wird der Hund angereizt.
3) Der Helfer schert nach ausreichender Anreizbewegung mit dem in Brusthöhe, nicht unten oder seitlich gehaltenen Armschutz so auf Leinendistanz an dem Junghund frontal vorbei, dass dieser eine gute Anbissmöglichkeit hat.

4) Der Hundeführer lässt den kurz gehaltenen Junghund auf ein vorher vereinbartes Zeichen hin los und bleibt fest auf seinem Platz stehen. Dabei kann er ein Angriffssignal verwenden.

5) Der Helfer fängt den Angriff des Junghundes geschickt ab, indem er die Schutzarm-Manschette oder den Schutzarm nicht fest am Körper anlegt, sondern zwischen Brust und Armschutz eine Art Knautschzone schafft. Dabei hat er unbedingt darauf zu achten, dass die Leine sich nicht vor oder beim Anbiss strafft und der Schutzhund das Beuteobjekt richtig zu fassen bekommt.

6) Der Helfer verliert anfangs sofort den Armschutz, wenn der Junghund einen ruhigen, vollen und festen Anbiss und Griff zeigt

7) Der Helfer tritt sofort nach dem Verlust der Beute beeindruckt einige Schritte zurück und bleibt ruhig stehen. Dann richtet er seine weiteren Aktionen konsequent nach dem Verhalten des Junghundes.

8) Die Fortsetzung des Schutzdienstes erfolgt analog den Ausführungen der Phase 2 der Beißtechnik, modifiziert auf den Angriff.

Phase 2:

9) Der Helfer provoziert den Junghund systematisch zum Kämpfen, wenn dieser das Beutemachen sicher beherrscht. Dabei baut er seine Aktivität in dem Maße ab, wie das Kampfverhalten des Junghundes zunimmt.

10) Der Helfer löst das Kampfverhalten des Junghundes dadurch aus, dass er ihn entsprechend seiner Reizschwelle systematisch belastet. Dies kann dadurch entstehen, dass er z.B.
– den Schutzarm in leichte Drehbewegungen versetzt.
– den Schutzarm locker lässt und ihn dann mehr oder weniger ruckartig wieder an den Körper zieht.
– den Junghund anpustet oder auf den Schutzarm schlägt.
– den Junghund mit dem Stock droht oder an den Körperseiten touchiert.
– die Peitsche einsetzt und neben dem Junghund kurz knallt.

11) Der Helfer präsentiert sich dem Junghund als Verlierer und überlässt ihm sofort das Beuteobjekt, wenn dieser um den Schutzarm kämpft. Dabei ist die Stärke des Kampfverhaltens anfangs unwichtig. Anschließend handeln Helfer und Hundeführer analog den Ausführungen der Phase 2 der Beißtechnik, modifiziert auf das Kämpfen.

12) Der Helfer sollte unbedingt darauf achten, das er stets das Kampfverhalten des Junghundes bestätigt, und nicht das Festhalten oder das Wegziehen des Armschutzes. Denn das alleinige Festhalten und Wegziehen ist ein passives Beißen und fördert nicht das Kämpfen.

13) Der Helfer erreicht das Ziel „personengeführter Angriffsführung“ vor allem dadurch, dass er:
– durch die systematische Steigerung der Belastung zum wichtigsten Teil des Schutzdienstes wird.
– den Armschutz zu einem primären Anbisspunkt in einer bestimmten Lage für den Schutzhund umwandelt.
– mit dem Schutzhund ehrlich um das Beuteobjekt kämpft.

14) Die Angriffsübung gemäß Punkt 1 – 3 ist mit unangeleintem, nur an der Halskette gehaltenen Junghund bis zur Vervollkommenheit zu wiederholen, wenn er sich an der Leine wunschgemäß verhält. Dabei ist:
– die Angriffsdistanz langsam auf ca. 5 – 10 Schritte zu erhöhen.
– dem Junghund der Schutzarm stets hoch, frontal und gezielt anzubieten.
– der Junghund geschickt durch Schaffung einer Knautschzone zwischen Brust und Armschutz, Rückwärtsgehen und eine Drehbewegung nach dem Anbiss abzufangen.

Phase 3:

15) Das Training der Angriffstechnik wird mit dem Einholen des fliehenden Helfers fortgesetzt, wenn der Junghund auf einer Entfernung von ca. 10 Schritt wunschgemäß arbeitet. Dabei wird die Distanz langsam auf 15 Schritt erhöht.

16) Der Helfer reizt nach einem Frontalangriff den Junghund wieder an. Dabei entfernt er sich langsam rückwärts gehend, dreht sich nach ca. 5 Schritt um und läuft mit angezogenem, leicht zappelnden Schutzarm etwas schräg zum Junghund weg.

17) Der Hundeführer lässt den Junghund auf ein vorher vereinbartes Zeichen hin los und läuft sofort hinter ihm her. Dabei kann er ein Angriffsignal verwenden.

18) Der Helfer gibt dem Junghund eine gute Beißmöglichkeit, indem er ihn den Schutzarm ruhig und gezielt anbietet und ihn geschickt in Fluchtrichtung abfängt. Dabei lässt der Helfer sich das Beuteobjekt zunächst relativ schnell und widerstandslos entreißen und bleibt sofort stehen, wenn der Junghund einen ruhigen, vollen und festen Anbiss zeigt.

19) Der Hundeführer hat den ärmeltragenden Junghund sofort wieder unter Kontrolle zu bringen und ihn nicht mit dem Schutzarm auf dem Platz spazieren gehen zu lassen. Dabei hat er ihn sofort wieder auf den Helfer auszurichten, falls der Junghund dies nicht selbstständig tut. Der hierbei unführige Schutzhund wird an der 10 m Leine gearbeitet.

20) Die Fortsetzung des Schutzdienstes erfolgt analog den Ausführungen der Phase 2 der Beißtechnik, modifiziert auf das Einholen des fliehenden Helfers.

Phase 4:

21) Den Abschluss der Angriffs Übung bildet der direkte Angriff. Dieser sollte jedoch erst dann geübt werden, wenn der Junghund alle anderen Phasen der Angriffstechnik sowie das Verbellen sicher beherrscht und korrekt ausführt.

22) Der Hundeführer legt den Junghund an eine lange Leine. Dann lässt er ihn bei der Verteidigung seiner Beute auf ein vorher vereinbartes Zeichen hin den Helfer direkt angreifen. Dabei ist besonders darauf zu achten, dass
– der Angriff stets bei höchster Erregung des Junghundes erfolgt und der Helfer den Junghund weiter reizt.
– der Helfer den Junghund kurz vor oder im Moment des Absprungs mit einem zweiten, bis dahin auf dem Rücken versteckt gehaltenen Schutzarm geschickt abfängt.
– die Beutearbeit nach diesem Angriff zu Ende ist.
– der Helfer dem Junghund während des Kampfes seine freie Hand mit oder ohne Stock zeigt und ihn damit am Kopf und Körper berührt.
– der Junghund nach kurzem Kampf als klarer Sieger vom Platz geht, sobald der Helfer außer Sicht ist.23) Der direkte Angriff auf den Helfer wird solange an der 10 m Leine geübt, bis der Junghund in jeder Lage den Helfer als Angriffsziel anvisiert. Dann wird mit dem abgeleinten Junghund gearbeitet. Dabei hat der Hundeführer dem Junghund stets zu folgen und ihn nach dem Anbiss oder kurzen Kampf sofort wieder anzuleinen oder im Halsband fest zu halten.

24) Der Helfer sollte abwechselnd mit rechten und linken Schutzarmen oder mit zwei Schutzarmen gleichzeitig, wenn der Junghund die bisher benutzte Armseite des Helfers als Zielpunkt nimmt. Dabei wird bei zwei Schutzarmen stets jener nach vorn in Brusthöhe gebracht, den der Schutzhund nicht ansteuert.

8.2 Das Verbellen

Folgende Lernziele sind von Wichtigkeit:

1) Der Junghund hat jeden sich passiv verhaltenden Helfer sauber und frontal zu verbellen, egal an welchem Platz und in welcher Lage sich dieser befindet.

2) Der Junghund hat jede Verbellaktion als deutliche Kampfaufforderung in Richtung Helfer zu gestalten, egal welche Persönlichkeit der Helfer ist und wo sich der Schutzarm befindet.

3) Der Junghund hat den Helfer in jeder Hinsicht konzentriert und nahe zu stellen und sich durch nichts und niemand davon ablenken zu lassen.

4) Das Verbell-Verhalten hat dem Junghund ausschließlich der Hundeführer zu lehren, während der Helfer nur auf die Aktionen des Junghundes reagiert.

Die wichtigsten Voraussetzungen für die optimale Erfüllung dieser vier Lernziele sind beim Junghund:

– das absolute Vertrauen zum Hundeführer.
– der Grad seiner Belastbarkeit oder inneren Sicherheit.

Diese Bedingungen gelten besonders für das, was hinter dem Rücken des Junghundes geschieht, z.B. bewegende Personen, akustische oder optische Erscheinungen usw.
Dabei ist die Persönlichkeit des Hundeführers oft der stärkste Störfaktor, vor allem, wenn zwischen Führer und Hund keine Klarheit herrscht. Dieser Mangel in der Mensch-Hund-Beziehung sollte vor Beginn der Verbellübung unbedingt behoben werden, weil

– Beziehungsprobleme immer Vertrauensprobleme sind,
– Vertrauensprobleme stets Unsicherheit verursachen,
– Unsicherheit unweigerlich zu Fehlverhalten führt.

Das Verbellen selbst kann dem Schutzhund nach verschiedenen Verfahren gelehrt werden. Die drei wichtigsten sind:

System 1

Die beste Verbellmethode für den Schutzhund ist jene, die neben dem Verbellen auch die Persönlichkeit des Junghundes fördert und die Führer-Hund-Beziehung festigt. Die einzelnen Lernschritte hierzu sind folgende:

1. Der Helfer stellt sich vor ein künstliches oder natürliches Versteck und reizt den an kurzer Leine gehaltenen Junghund im Beutetrieb tüchtig an. Dabei sollte der Abstand zwischen Helfer und Hundeführer etwa 2 – 3 Schritte betragen.

2) Der Hundeführer gibt auf ein vorher vereinbartes Zeichen hin mit dem Hörzeichen Revier oder Voran dem Drang des Junghundes nach, während der Helfer im gleichen Augenblick absolut ruhig verharrt und den Armschutz hinter dem Rücken oder seitlich verdeckt hält.

3) Der Hundeführer bringt den Junghund vor den Helfer ganz konsequent in eine ruhige Sitzposition, sodass der Junghund seine Erregung nur durch Bellen und nicht durch Bewegung oder Belästigung des Helfers abbauen kann.

4) Der Helfer lässt den Junghund sofort beißen, wenn dieser ihn gezielt anbellt. Dabei sollte der Helfer darauf achten, dass

a) der Junghund ihm in die Augen blickt
b) der Junghund im Moment der Lautabgabe bestätigt wird
c) er den Armschutz blitzartig von oben in Brusthöhe bringt
d) die Anbissfläche schräg zum hochspringenden Junghund zeigt
e) der Junghund federnd abgefangen wird, z.B. durch leichtes Zurückbeugen des Oberkörpers
f) er nach dem Anbiss sofort aus der Verbellstation ausschert, ohne eine Kampfhandlung auszuführen
g) der Junghund vor der Bestätigung durch eine Ernsthafte Ausstrahlung kurz belastet wird
h) die Freigabe des Beuteobjekts nur bei ruhigem, vollem und festem Griff erfolgt.

5) Der Helfer sollte sich nach Abgabe des Armschutzes wieder absolut ruhig verhalten und den Schutzdienst analog den Ausführungen aus der Phase 2 der Beißtechnik fortsetzen, modifiziert auf das Verbellen.

6) Der Helfer sollte den Junghund bei dieser Verbellarbeit in keiner Weise abwehren, wenn dieser durch seine oder des Hundeführers Unaufmerksamkeit, Trägheit, Inkonsequenz usw. vorzeitig den Armschutz zu fassen bekommt. Denn dadurch wird nicht die Unsauberkeit bestraft, sondern das ansonsten richtige Beißen.

7) Die Reihenfolge – Junghund in kurzer Entfernung anreizen + Junghund konsequent in die Verbellposition bringen + Junghund personenorientiert verbellen lassen + Junghund gezielt bestätigen – ist solange zu üben, bis der Junghund den Ablauf sicher beherrscht. Dabei sollten ständig die Umweltbedingungen verändert werden, damit der Junghund sich nur das Bild des „ruhig stehenden Helfers“ einprägt.

8) Die Fortsetzung der Verbellübung sollte folgende Lernschritte umfassen:

a) das Verbellen des ruhig stehenden Helfers ohne sichtbaren Armschutz an längerer oder langer Leine.
b) das Verbellen des ruhig stehenden Helfers mit sichtbarem Armschutz seitlich und vorn.
c) das Verbellen des Helfers in jeder ruhigen Körperposition, z.B. sitzend, liegend, kniend usw.

9) Das Verbellen wird mit unangeleintem Junghund fortgesetzt, wenn er alle Verbellsituationen an langer Leine korrekt meistert. Dabei bleibt jedoch immer ein Kurzführer am Halsband für evtl. Korrekturen.

10) Der Helfer provoziert den Junghund mit zunehmender Sicherheit systematisch zum Kämpfen nach dem Anbiss, indem er diesen z.B. gezielt abzuschütteln versucht, körperlich und seelisch stärker belastet usw. Dabei wird der Junghund sofort durch Beutemachen bestätigt, wenn er die Auseinandersetzung mit dem Helfer annimmt und den erwünschten Griff beibehält.

11) Der Hundeführer hat in allen Verbellphasen des Junghundes evtl. auftretende unerwünschte Handlungen am ruhig stehenden Helfer kompromisslos nach lern- und tierpsychologischen Gesichtspunkten zu unterbinden, niemals der Helfer. Denn die Aufgabe des Helfers besteht beim Verbellen nur darin, den Junghund richtig zu bestätigen und ihn optimal in Spannung zu halten.

12) Der Hundeführer hat bei der Leinenarbeit besonders darauf zu achten, dass er:

a) konsequent mit dem Helfer zusammenarbeitet und seine Aufgabe bestens erfüllt. Denn nur wenn Aktionen und Reaktionen von Hundeführer und Helfer problemlos ineinander fließen, ist der Erfolg gewährleistet.

b) alle erwünschten Verhaltensweisen dem Junghund unmissverständlich und konsequent lehrt, ohne dass dieser zu stark im Beute- und Aggressionstrieb absinkt.

c) stets mit kurzem Abstand zum Helfer beginnt und diesen entsprechend dem Lernfortschritt des Junghundes systematisch vergrößert.

d) stets an jener Seite vom Junghund verharrt, an der sich der Schutzarm des vor ihm stehenden Helfers befindet. Also:
Schutzarm links – Hundeseite rechts bzw. Schutzarm rechts – Hundeseite links.
Denn dadurch wird der Helfer bei der Bestätigung nicht behindert und der Junghund nicht zur Schutzarmseite abgedrängt (Ärmelverbeller).

e) alle positiven und negativen Einwirkungen auf ein Minimum beschränkt.

System 2

Die für alle Schutzhundtypen geeignete Methode besteht darin, dem Junghund das Verbellen im Rahmen des „Lernens durch Beobachtung und Nachahmung“ zu vermitteln. Dabei bestimmt jedoch das Verbellverhalten des Althundes die spätere Verbellart des Junghundes. Deshalb sollte hierfür nur ein optimal arbeitender Althund als Vorbild gewählt werden. Im Einzelnen sind folgende Lernschritte möglich:

13) Der Junghund wird zusammen mit einem vorzüglich sozialisierten und aufgebauten Althund trainiert. Dabei ist wichtig, dass

a) der Helfer mit zwei Schutzarmen arbeitet
b) der Althund stets und der Junghund nur bei richtigem Verhalten bestätigt wird.
c) der Hundeführer den Junghund anfangs an der Leine führt und der Althund unangeleint ist.

14) Der Junghund wird mit dem Althund gekoppelt und mit diesem zusammen zum Verbellen geschickt, wenn er sich an der Leine richtig verhält. Dabei sollte die Verbindungsleine zwischen den zwei Schutzhunden nicht zu lang sein.

15) Der Hundeführer schickt abwechselnd den Junghund und Althund allein zum Verbellen, wenn der Junghund das gewünschte Verhalten neben dem Althund sicher zeigt. Dabei wird der zurückbleibende Schutzhund von einer dritten Person oder einer Haltevorrichtung unverrückbar festgehalten.

System 3

Die allgemein für Sporthunde genutzte Verbellmethode ist die helferabhängige Lehrweise. Dies bedeutet, dass primär der Helfer

a) die Verbellart des Junghundes festlegt.
b) die spätere Leistung des Schutzhundes bei anderen Helfern vorprogrammiert.
c) die Führer-Hund-Beziehung im Schutzdienst bestimmt.

Die Folge ist, dass der Junghund letztlich passiv oder helferabhängig arbeitet und damit nur zum reagierenden und nicht zum agierenden Teilnehmer im Schutzdienst wird.
Da diese passive Arbeitsweise des Schutzhundes durch ihre Fremdbestimmung immer ein Vabanquespiel ist und am stärksten die Gefahr des Versagens beinhaltet, ist sie für den Aufbau des Schutzhundes nicht sinnvoll.
Die prinzipiellen Lernschritte sind für den Vergleich folgende:

16) Der Hundeführer hält den Junghund am Halsband oder an einem Kurzführer, während der Helfer den Hundlichen Beutetrieb optimal stimuliert. Dann läuft der Helfer mit ständig bewegtem Armschutz in eine Verbellstation, gefolgt vom Junghund, den der Hundeführer auf ein vorher vereinbartes Zeichen mit dem Hörzeichen „Revier“ oder „Voran“ nachschickt.

17) Der Helfer wendet sich kurz vor der Verbellstation zu dem inzwischen nahe herangekommenen Junghund und blockt den in der Regel anspringenden Junghund mit dem Körper ab. Dabei hält er den Schutzarm zunächst hinter den Rücken versteckt und später leicht seitlich verdeckt.

18) Der Helfer wehrt die vielen Versuche des Junghundes beim Drang nach dem Schutzarm ausschließlich trieb- und wesensgerecht ab. Dabei benutzt er bei unverdorbenen Junghunden nur seinen Körper oder bestimmte Körperteile, z.B. Knie, Ellenbogen usw.

19) Der Helfer verharrt sofort in absolut ruhiger, etwas vorgebeugter Körperhaltung, wenn der Junghund ihn nicht mehr belästigt. Dabei stellt er Augenkontakt her und versucht den Junghund mit angespannten Muskeln und festem, nicht drohendem Blick unter Kontrolle zu bringen (Körper- und Willenstraining).
20) Der Helfer lässt den Junghund sofort beißen, wenn dieser respektvoll vor dem Kraft und Überlegenheit ausstrahlenden Helfer verharrt und ihn gezielt anbellt. Dabei hebt er den versteckt oder leicht verdeckt gehaltenen Schutzarm blitzartig im Bogen hoch, bringt ihn von oben in Brusthöhe, fängt den Junghund federnd ab, schert sofort aus der Verbellstation aus und bestätigt den Junghund bei ruhigem, vollem und festem Griff.

8.3 Das Revieren

Das Revieren durch Nachahmung

Diese Methode ist relativ problemlos, vorausgesetzt, es steht ein vorzüglich sozialisierter und aufgebauter Althund zur Verfügung und der Junghund beherrscht sicher das Verbellen. Die einzelnen Lernschritte des „Revierens durch Nachahmung“, das gleichzeitig ein gutes Training für den Althund darstellt, sind folgende:

1) Der Helfer geht mit zwei Schutzarmen bestückt in das erste Versteck. Dann erscheint der Hundeführer und geht mit den an der Verbindungsleine angeleinten Alt- und Junghund auf der gedachten Mittellinie zwischen den zwei Versteckreihen bis zur Verbindungslinie zwischen dem 1. und 2. Versteck. Dort macht er eine Wendung zum ersten Versteck und nimmt Grundstellung ein.

2) Der Hundeführer leint die Schutzhunde ab und hält sie an der kurzen Verbindungsleine fest. Dann richtet er die beiden Hunde auf das 1. Versteck aus. Dabei unterstützt ihn der Helfer, indem er anfangs in Sicht der Schutzhunde tritt und diese im Bedarfsfall anreizt.

3) Der Hundeführer schickt mit dem Hörzeichen „Revier“ oder „Voran“ die zwei Schutzhunde zum ersten Versteck, wenn diese das Versteck und den Helfer eindeutig angenommen haben. Dabei hat der Helfer wieder hinter den Sichtschutz zu treten und der Hundeführer den Hunden zu folgen.

4) Der Helfer lässt beide Hunde kurz verbellen. Dann gibt er gleichzeitig dem Alt- und Junghund die Gelegenheit zum Beißen, schert sofort aus dem Versteck aus und überlässt ihnen gleichzeitig kampflos die Schutzarme. Dabei hat der Hundeführer den Alt- und Junghund noch während des Beißens oder unmittelbar nach Erhalt der Beuteobjekte an der Verbindungsleine festzuhalten.

5) Der Hundeführer gibt nach richtiger Reaktion der Schutzhunde das Hörzeichen „Aus“, kickt die zwei Schutzarme zum Helfer, und die Übung wird 1-2-mal an anderen Verstecken wiederholt. Dabei braucht der Helfer sich nicht mehr beim Ausrichten der Schutzhunde auf das Versteck zu zeigen, wenn er vorher in Sicht der Schutzhunde dorthin läuft.

6) Der Hundeführer wiederholt nach mindestens zwei Tagen die unter Punkt 1-5 beschriebenen Lernschritte. Dabei ändert er den Ablauf der Übung dahingehend, dass er die Schutzhunde nur beim 1. und 3. Mal direkt zum Helfer schickt. Das 2. und 4. Mal müssen die Schutzhunde das Versteck des Helfers auf dem Umweg um ein leeres Versteck anlaufen.

7) Der Hundeführer erhöht sofort die Anzahl der leeren Verstecke, wenn der Junghund die die vorangegangenen leeren Verstecke gezielt anläuft.

8) Der Hundeführer sollte bei dieser Methode vor allem darauf achten, dass die Schutzhunde:

a) optimal auf das „Streifen nach dem Helfer“ vorbereitet werden.
b) gezielt in die angezeigte Richtung laufen
c) immer um das angelaufene Versteck herumgehen
d) sofort und direkt nach jedem Seitenschlag zu Hundeführer zurückkommen und bei „Fuß“ gehen
e) konsequent vor dem Weiterlaufen auf das neue Versteck ausgerichtet werden und es auch optisch annehmen.
f) augenblicklich den Schutzarm auf das Hörzeichen „Aus“ loslassen
g) stets auf den Helfer fixiert bleiben
h) nach Beendigung der Revierarbeit nochmals Triebförderung erhalten.

Das Revieren über den Beute- und Meutetrieb

Diese Arbeitsweise ist etwas schwieriger und erfordert vom Hundeführer und Schutzhund einen höheren Zeit- und Energieaufwand. Damit diese größere Belastung aber nicht in erfolgsmindernden Stress ausartet, sollte das Revieren über den Beute- und Meutetrieb stets mit zwei Helfern und weder vor dem 9. Lebensmonat des Schutzhundes noch während der ersten Läufigkeit der Hündin durchgeführt werden. Das Revieren selbst wird wie folgt gelehrt:

1) Das erste und zweite Versteck wird mit je einem Helfer besetzt. Dann erscheint der Hundeführer und geht mit dem angeleinten Junghund auf der gedachten Mittellinie zwischen den zwei Versteckreihen bis zur Verbindungslinie zwischen dem 1. und 2. Versteck. Dort macht er eine Wendung zum 1. Versteck und nimmt Grundstellung ein.
2) Der Hundeführer leint den Junghund ab und hält ihn am Halsband fest. Dann richtete er ihn auf das 1. Versteck aus. Dabei erscheint der Helfer links vom Versteck und reizt den Junghund tüchtig an.

3) Der Hundeführer schickt den Junghund auf ein vorher vereinbartes Zeichen hin mit dem Hörzeichen „Revier“ oder „Voran“ zum 1. Versteck. Dabei hat der Helfer den Junghund weiter anzureizen und er Hundeführer dem Schutzhund zu folgen.

4) Der Helfer läuft kurz vor Ankunft des Junghundes um das Versteck und nimmt auf der rechten Seite die Verbellposition ein. Dadurch lernt der Junghund mit der Zeit, das Versteck von links nach rechts zu umkreisen. Diese Aktionen am Versteck können auch von rechts nach links erfolgen. Wichtig ist nur, dass die einmal gewählte Bewegungsrichtung konsequent beibehalten wird.

5) Der Helfer und der Hundeführer handeln nun wie unter Punkt 4 und 5 des „Revierens durch Nachahmung“ beschreiben, jedoch ohne die Übung zu wiederholen. Dabei geht der Helfer in Sicht des Junghundes von links in das Versteck.

6) Der Hundeführer wendet sich um und geht mit dem angeleinten Junghund zum Ausgangspunkt auf der Mittellinie zurück. Dabei tritt bei der Rückkehr der im 2. Versteck stehende Helfer links vor das Versteck, während der im ersten Versteck stehende Helfer in das 3. Versteck läuft.
7) Der vor dem 2. Versteck stehende Helfer tritt ohne Reizgestaltung hinter seinen Sichtschutz zurück, wenn das Mensch-Hund-Team am Ausgangspunkt angelangt ist. Dann macht der Hundeführer eine Kehrtwendung zum 1. Versteck, nimmt Grundstellung ein und richtet den Hund aus.

8) Der Hundeführer ermuntert den Junghund und schickt ihn zum 1. Versteck, wenn er dies eindeutig angenommen hat. Dabei bleibt er stehen und ruft den Junghund sofort wieder zu sich heran, wenn er das 1. Versteck umkreist hat.

9) Der Hundeführer richtet den ankommenden Junghund sofort auf das 2. Versteck aus und die unter Punkt 2-5 beschriebenen Handlungen von Hundeführer und Helfer wiederholen sich.

10) Der Hundeführer wendet sich danach wieder um und geht mit dem angeleinten Junghund zum Schnittpunkt von Mittellinie und Verbindungslinie zwischen 2. und 3. Versteck zurück. Dabei tritt der im 3. Versteck stehende Helfer links vor das Versteck, während der im 2. Versteck stehende Helfer in das 4. Versteck läuft. Dann wird der unter Punkt 6 und 7 beschriebene Ablauf zwischen allen Verstecken wiederholt.

Das Revieren über den Meutetrieb

Diese Lehrweise stellt hohe Ansprüche an die Führereigenschaften des Hundeführers und die Anlagen des Schutzhundes. Denn der Schutzhund muss durch reinen Gehorsam lernen, dass er sein geruchlich oder sichtbar wahrgenommenes Triebziel nur über die Umwege um die leeren Verstecke erreichen kann. Das Revieren über den Meutetrieb sollte nicht vor dem 10. Lebensmonat des Schutzhundes, nur mit belastbaren und triebstarken Junghunden sowie erst dann geübt werden, wenn der Junghund bereits die Verstecke zu umlaufen gelernt hat, z.B. nach dem ersten Verfahren.

Die einzelnen Lernschritte dieser Ausführungsart sind folgende:

1) Der Helfer postiert sich je nach Windrichtung so am 2. Versteck, dass der Junghund ihn schon vor der Revierarbeit wittert oder sieht. Dann geht der Hundeführer mit dem mindestens an der 10 Meter Leine angeleinten Junghund auf der gedachten Mittellinie zwischen den zwei Versteckreihen bis zur Verbindungslinie zwischen dem 1. und 2. Versteck. Dort macht er eine Wendung zu ersten Versteck und nimmt Grundstellung ein.

2) Der Hundeführer richtet den Junghund konsequent auf das 1) Versteck aus und schickt ihn mit dem Hörzeichen „Revier“ oder „Voran“ zum 1. Versteck. Dabei kann er anfangs einige Schritte mitgehen und die Leine bis kurz vor dem Straffwerden in der Hand halten.

3) Der Hundeführer lobt den Junghund und ruft ihn sofort wieder zu sich heran, wenn er das erste Versteck gezielt umkreist hat. Dann wird er auf das zweite Versteck ausgerichtet und zu dem bereits wahrgenommenen Helfer geschickt.

4) Der Hundeführer  wirkt sofort durch Leinenruck, Pfuirufe oder das Hörzeichen „Platz“ auf den Junghund ein, wenn dieser nach einigen Schritten vor dem 1. Versteck oder nach der Umkreisung des 1. Versteck in Richtung Helfer ausbricht.

5) Der Hundeführer geht schnell zum Ausgangspunkt und wiederholt den Reviervorgang, wenn er den wieder durch Herankommen oder Abholen unter Kontrolle hat. Dabei wird der Schutzhund nicht körperlich bestraft, sondern höchstens näher an das leere Versteck herangebracht.

6) Der Junghund wird solange zum leeren Versteck geschickt, bis er wunschgemäß reagiert, egal wie schnell oder freudig er anfangs arbeitet. Dann wird dieser 1. Lernschritt systematisch gefestigt und bis zur freien Revierarbeit ausgebaut. Dabei ist der Junghund vom Hundeführer schnell abzuholen und konsequent zum Ausgangspunkt zurückzubringen, wenn ihm in irgendeiner Phase der Durchbruch zum Helfer gelingt.

Beim Revieren sollten allgemein folgende Punkte beachtet werden:

1) Das Absuchen der Verstecke hat stets paarweise und entsprechend ihrer Aufstellung im Revierfeld zu erfolgen. Die zwei wichtigsten Reviereinteilungen sind folgende:

2) Der Helfer hat stets den ankommenden Schutzhund trieblich sofort wieder hochzubringen, wenn dessen Kampflust nach dem Reviervorgang abgesunken ist.

3) Der Schutzdienst wird nach dem Revieren stets nur dann fortgesetzt, wenn der Schutzhund das „Streifen nach dem Helfer“ fehlerfrei ausführt.

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 20. Mai 2010 um 09:39 Uhr

Erstellt von Malle Johannes